18. Juni 2019 | Cindy Wüst
Ein Vorfall vor ein paar Wochen brachte mich zum Nachdenken. Was bedeutet es eigentlich, selbstständig zu sein und allein ein Einzelunternehmen zu führen? Was bedeutet die Selbständigkeit für mich und was bedeutet es vorallem für meine Kunden? Für mich kann ich es einfach beantworten: Selbstständigkeit bedeutet, dass man sich Freiheiten nehmen kann, aber auch viel Verantwortung übernimmt. Und an beiden hängt viel mehr als diese paar Buchstaben.
Freie Zeiteinteilung bei Selbständigkeit
Meinen Arbeitsalltag gestalte ich selbst. Ich könnte, so wie man es Künstlern gern unterstellt, bis 9.00 Uhr schlafen und dann irgendwann ab 10.00 Uhr kaffeeschlürfend in meinen Bürostuhl fallen. Aber ich ziehe es vor, die frühe Stunde zu nutzen und sitze oft bereits 6.30 Uhr an meinem PC. Diese ersten Stunden des Tages liebe ich. Hier kann ich meist noch ungestört und voll motiviert eins nach dem anderen angehen und abarbeiten.
Ich bin der Liebling aller Dienstleister, die Termine vergeben müssen. Denn ich kann mir durch meine Selbstständigkeit meine Zeit so gut wie immer einteilen. Das hat für mich den Vorteil, dass ich nicht auf Feierabend- oder Wochenend-Termine beim Friseur angewiesen bin. Ich kann auch jederzeit mein Auto in die Werkstatt bringen, Einkaufen fahren oder mich im Sommer auf die Wiese legen. Jeden zweiten Tag könnte ich in eine andere Stadt fahren, mich mit Freunden treffen und bei einem frisch gebrühten Kaffee über Gott und die Welt erzählen. Hach – ich fühle mich fast wie Pippi Langstrumpf und mache mir die Welt – wie sie mir gefällt. Aber Stop!
Ganz so einfach ist es nicht. Natürlich kann ich mir mit der Selbständigkeit diese Freiheiten immer wieder nehmen. Aber würde ich das regelmäßig tun, würde ich meine Arbeit nicht schaffen. Kundenaufträge blieben liegen und am Ende hätte ich nichts, was ich abrechnen kann. Und ohne Abrechnung auch kein Geldeingang auf meinem Konto. Und wenn es dort leer wird, war es das mit gemütlichem Kaffeetrinken. Meiner erlernten Selbstdisziplin habe ich es zu verdanken, dass ich das nicht aus Erfahrung schreiben muss.
Durch meine langjährige selbstständige Arbeit im HomeOffice musste ich mir bereits antrainieren, feste Arbeitszeiten abzustecken. Das gilt sowohl in die eine Richtung, als auch in die andere. Denn auch Feierabend zu machen will gelernt sein. Man könnte ja noch schnell dies erledigen und schnell das erledigen. Und auch als Selbstständige muss man nicht 24/7 für seine Kunden da sein.
Selbständigkeit: Tun, was einem Spaß macht
Weiter habe ich durch mein Einzelunternehmen die Freiheit, selbst zu bestimmen, mit was ich mein Geld verdienen möchte. Damit bin ich in der dankbaren Lage, (meistens) das zu tun, was mir Spaß macht. Es liegt auf der Hand, dass man es den Dingen ansieht, wenn man sie mit Freude macht. Es sind manchmal nur die kleinen Details, aber für meine Kunden ist das ein klarer Vorteil, dass ich meine Arbeit mit Freude mache.
Das Risiko ist mit im Boot
Und dann gibt es noch den Dritten im Bunde. Neben den Freiheiten und der Verantwortung sitzt noch das Risiko mit im Boot der Selbständigkeit. Das Risiko, wenn ich einmal ausfalle. Die normale Arbeit bleibt liegen und es folgt ein Verdienstausfall. Und mit diesem dritten Faktor bin ich auch schon bei der Einschätzung, was es für meine Kunden bedeutet, mit jemanden zusammen zu arbeiten, der selbständig und allein in einem Unternehmen arbeitet.
Falle ich einmal aus, habe ich glücklicherweise ein gutes Netzwerk und einen Notfallplan. In dringenden Fällen findet sich ein Ansprechpartner, der sich um das Problem kümmern kann. Im schlimmsten Fall kann eine andere Werbeagentur meine Arbeit fortführen. Für meine Kunden stellt es keine Gefahr dar, dass ich alleine arbeite!